Rhön

Rhön
Rhön, die; -:
Teil des Hessischen Berglandes.

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Rhön
 
die, Mittelgebirge im Grenzraum von Hessen, Bayern und Thüringen, im Norden und Osten von der Werra, im Süden von Sinn und Fränkisch Saale, im Westen von der Haune begrenzt; im Südwesten bildet der Landrücken den Übergang zum Vogelsberg. Die Hauptmasse des Aufbaus sind zwar die Schichtgesteine von Buntsandstein, Muschelkalk und (stellenweise) Keuper. Deren Block, im Alttertiär auf niedriges Niveau eingerumpft und mit tropischem Sumpfwald (Braunkohlebildung) bedeckt, wurde aber im Mittel- und Jungtertiär durch phonolithische und basaltische Vulkanschlote durchschlagen und zum Teil durch basaltische Deckenergüsse überzogen. Gleichzeitig setzte eine Aufwölbung der Scholle ein, die im Pleistozän ihr Höchstmaß erreichte. Die damit ausgelöste Erosion (vorher war unter dem tropischen Klima des Tertiärs die Abtragung flächenhaft) griff in den Randgebieten der Aufwölbung fortschreitend in die Tiefe, wobei die harten Vulkanstiele herauspräpariert wurden. Im Wölbungszentrum widerstanden die hier ausgedehnteren Basaltdecken als »Härtling« wesentlich der Abtragung; durch sie geschützt, blieben stellenweise die Braunkohle führenden Schichten des Alttertiärs erhalten. Seit dem Pleistozän findet eine intensive Talbildung statt, besonders in dem am stärksten gehobenen Teil der Aufwölbung, wo die allseitig radial entwässernden Flüsse die Basaltdecke zerlegt haben (im Südwesten Sinn, im Osten Brend und Streu, im Norden Felda und Ulster und im Westen Fulda).
 
Die Hohe Rhön ist das Gebiet der tafelförmigen Basaltdecke, deren niederschlagsreiche und raue, gewellte Hochflächen hauptsächlich Weiden und einmähdige Wiesen tragen, die meist von den in den milderen Tälern gelegenen Siedlungen aus bewirtschaftet werden. Auf weiten Brachflächen haben sich Zwergstrauchheiden, Borstgrasrasen, Heidel- und Preiselbeeren sowie Wacholderbüsche angesiedelt. Hochmoore auf schwer durchlässigem Basaltgrund sind das Rote und das Schwarze Moor. Als höchste Erhebung springt die als Segelflugberg bekannte Wasserkuppe (950 m über dem Meeresspiegel) randlich gegen Westen vor. Zentrum ist Gersfeld. Der Südteil der Basaltdecke ist bereits in Einzelrücken aufgelöst: Dammersfeld-Kuppe (928 m über dem Meeresspiegel), Kreuzberg (928 m), Schwarze Berge (834 m).
 
Nördlich und westlich der Hohen Rhön erstreckt sich die Kuppenrhön Sie hat im Bereich der Muschelkalkflächen ein dichtes Siedlungsnetz; aber auch in den weit ausgedehnten Buntsandsteingebieten finden sich viele Rodungsinseln, da die weit verbreiteten periglazialen Solifluktionsdecken durch Gehalt an Basaltmaterial bindiger und damit für die Landwirtschaft besser nutzbar sind. Darüber erheben sich höchst markant, meist bewaldet, die herauspräparierten Vulkanberge, bald domartig, bald kastenförmig, wie die Milseburg (835 m über dem Meeresspiegel), bald als Spitzkegel, wie die Gruppe des »Hessischen Kegelspiels« nordöstlich von Hünfeld mit dem Soisberg (630 m über dem Meeresspiegel).
 
Im Süden der Hohen Rhön schließt sich gegen die Fränkische Saale hin die Südrhön an, ein von nur wenigen Basaltbergen (z. B. Hag Kopf bei Schönderling 514 m über dem Meeresspiegel) geprägtes, stark bewaldetes Buntsandsteingebiet.
 
Die Kargheit der Böden, v. a. aber das raue Klima sowie eine starke Besitzzersplitterung verhinderten eine intensive landwirtschaftliche Nutzung; so waren Hausierhandel und Heimarbeit, basierend auf dem Waldreichtum und dem Flachsanbau, weit verbreitet. Arbeitsmöglichkeiten bieten sich heute v. a. in den randlich gelegenen Städten wie Fulda, Bad Hersfeld und Bad Neustadt an der Saale. Die geringen Braunkohlevorkommen wurden nur in Notzeiten (etwa 1945-49) abgebaut. Die Rhön ist ein traditionelles Abwanderungsgebiet, heute etwas gemildert durch den Fremdenverkehr: Sommerurlaub, Wintersport, Kurbetrieb in Bad Neustadt an der Saale, Bad Bocklet, Bad Kissingen und Bad Brückenau. Der Naturpark Hessische Rhön mit dem größten Teil der Hohen Rhön und einem Teil der Kuppenrhön ist 700 km2 groß, der sich im Süden anschließende Naturpark Bayerische Rhön 1 245 km2. 1991 wurde ein Gebiet von 1 849 km2 (728 km2 in Bayern, 636 km2 in Hessen, 486 km2 in Thüringen) von der UNESCO als Biosphärenreservat ausgewiesen, um das noch intakte Refugium von rd. 20 000 Tierarten (u. a. Birkhuhn, Graureiher, Eisvogel, Wasseramsel, Schwarzspecht, Perlmuschel, Flusskrebse) und vieler seltener Pflanzen (Grüne Nieswurz, Rotes und Weißes Waldvögelein, Frauenschuh, Quirlblättrige Weißwurz, Alpen-Milchlattich, Platanenblättriger Hahnenfuß, Silberdistel) zu schützen sowie naturnahe Bewirtschaftungsformen zu entwickeln.
 
 
E. Rutte: Hundert Hinweise zur Geologie der R. (1974).
 

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Rhön, die; -: Teil des Hessischen Berglandes.

Universal-Lexikon. 2012.

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